6 Nov 2 Kommentare Annette Mueller Allgemein

Bereits im Vorfeld war klar: Mit den Heilertagen 2019 hat sich Gastgeberin Annette Müller wieder einmal selbst übertroffen. Mit Dr. Daniele Ganser ist es der San Esprit Gründerin gelungen, einen Top-Speaker nach Frabertsham zu holen. Millionen von Menschen haben sich die Vorträge des weltberühmten Friedensforschers alleine auf YouTube angesehen. Außerdem füllt der sympathische Schweizer mit seinen Vorträgen regelmäßig Hallen. Auf den diesjährigen Heilertagen referierte der Medienstar über die Themen: Liebe, Wahrheit und Mut. Im zweiten Teil spricht der Historiker detailliert über die genaue Bedeutung und Auswirkung dieser Werte, die vier Kanäle der (Falsch-) Informationsaufnahme und erläutert das Konzept der Menschheitsfamilie.

Nach seinem Exkurs in die Wirkungsweisen von verbaler Denunzierung, Entmenschlichung und deren Folgen, kommt Ganser auf ein weiteres Thema: Wahrheit – und beginnt dabei mit der Lüge. Diese war viele Male manipulative Methode und führte zu Kriegen und anderen folgenschweren Auseinandersetzungen. Als Beispiel führt der Historiker den Vietnamkrieg an und erinnert an den Reichstagsbrand und dessen Folgen.

Im Kontext des Vietnamkrieges bekundet der Schweizer nicht nur seine Sympathie für die Hippie-Bewegung der 70er Jahre, er benennt das Beispiel eines von US-Soldaten verübten Kriegsverbrechens und dessen Aufklärung. Konkret geht es um das Massaker von My Lai. „Damals wurde der diensthabende Offizier festgenommen und musste vor Gericht aussagen, was sehr selten ist. Das ist für mich sehr interessant, denn wenn der Mensch spricht, dann zeigt er die eigene Indoktrination, seinen Bewusstseinszustand. Was Paul über Peter sagt, sagt mehr über Paul als über Peter. Durch ihre Kommunikation machen sie ihren Bewusstseinszustand öffentlich. Das ist für mich als Historiker sehr interessant“, erklärt der renommierte Friedensforscher. Es folgt ein Dia mit der gerichtlichen Aussage des angeklagten Offiziers William Calley.

„Ich habe an diesem Tag in My Lai keinen Menschen getötet, nicht ich als Person tat es. Ich tat es für die Vereinigten Staaten von Amerika, mein Land. Und wir waren nicht da, um menschliche Wesen zu töten. Wir waren da, um eine Ideologie zu töten. Um den Kommunismus zu zerstören.“

Dr. Daniele Ganser wiederholt die in diesem Kontext wichtige Tatsache, dass Calley über den Mord an mehr als 500 Zivilisten spricht, davon 173 Kinder und 76 Babys. „Das sind einfach die Fakten. Wenn sie 170 Kinder töten und sich selbst einreden, sie hätten keine 170 Kinder getötet, sind sie nicht in der Wahrheit. Das ist das Problem. Der Mensch ist in der Lage, die Wahrheit komplett zu verlassen.“

Menschheitsfamilie

Ganser kommt zurück auf das Problem der Spaltung. Die Menschheitsfamilie, ein vom Historiker bewusst gewählter Begriff, lasse sich zu sehr in Nationen aufteilen und spalten. „Wenn sie die Welt mit einem Satelliten beobachten, stellen sie fest, es gibt überhaupt keine Ländergrenzen. Total abgefahren“, erinnert Daniele Ganser humorvoll.

Doch wie kommt man da raus? „Ich habe den Begriff der Menschheitsfamilie sehr sehr gerne. Er überwindet alle Trennungen, nach Religion, nach Alter, nach Nationalität. Darum sage ich immer: Wir sind eine Menschheitsfamilie. Also alle hier im Raum gehören zur Menschheitsfamilie. Aber auch Putin, Trump und Angela Merkel. Alle gehören dazu. Es ist sehr wichtig, dieses Prinzip zu verstehen, weil dann verstehen wir das Verbindende.“

Ganser lädt ein zu einer neuen Verhaltensweise. Wann immer uns etwas stört oder wir uns beschweren, beenden wir den Satz mit – aber er gehört zur Menschheitsfamilie. Beispiel: „Mein Nachbar mäht am Sonntag. Die Sau. Dieser Lärm und so. Aber, er gehört zur Menschheitsfamilie. Oder der Exfreund ruft an. Der ist so bescheuert, aber er gehört zur Menschheitsfamilie.“ Das Publikum tobt vor Lachen.

Die 4 Kanäle

Der Historiker unterlegt seine humorvoll vorgetragenen Thesen stets mit neurowissenschaftlichen und psychologischen Fakten. Am Anfang stehen immer die Nervenzellen im Gehirn. Wer die beeinflusst oder sogar kontrolliert, hat Zugriff auf Konsumverhalten und politische Position. „Wenn man ihre Nervenzellen lenken kann, kann man sie in einen Krieg schicken. Das heißt, um diese Nervenzellen ist ein riesiger Kampf entbrannt.“

In diesem Zusammenhang betont der Redner die Rolle der vier Kanäle. Linkes Auge, rechtes Auge, linkes Ohr und rechtes Ohr. Sie sind laut dem Forscher im Wesentlichen für die Aufnahme von Information zuständig. Auf diese vier Kanäle müssen wir genau achten. Denn Information wird verarbeitet und mittels Nervenzellen und Synapsen gespeichert. Und schon ist vermeintlich Gefährliches im Gehirn. Denn wir haben keinen natürlichen Sinn zur Erkennung von Lügen. Damals ebenso wenig wie heute. Bei dieser Gelegenheit zitiert Ganser den Nazi-Reichspropagandaminister Joseph Goebbels: „Es spielt keine Rolle, ob eine Information wahr oder falsch ist. Es reicht, wenn sie immer wiederholt wird und auf allen Kanälen läuft.“ Beispiele aus der Moderne gibt es zur Genüge.

Immer wieder Liebe Wahrheit und Mut

Mantrenartig wiederholt Dr. Daniele Ganser den Titel seines Vortrags – Liebe, Wahrheit und Mut. Sie sind der Weg raus aus der Beeinflussung durch Kriegspropaganda. „Es ist nicht schwierig. Sie können sich einfach an Liebe, Wahrheit und Mut orientieren. Ein Beispiel: Der Irakkrieg. Stellen sie sich einfach nur die Frage, was würde die Liebe dazu sagen? Und die Liebe sagt immer, dass man sich nicht töten soll. Das ist ganz einfach. Man sagt nicht, das ist ein wundervolles Liebespaar. Sie haben sich gerade erschossen.“ Es ist diese lockere, von schwarzem Humor gespickte Art, mit der Daniele Ganser seine tiefgehende Botschaft erfolgreich und unterhaltsam dem Publikum kommuniziert. Und die wird von den Zuschauern mit lautem Applaus und vielen Lachern goutiert.

Nächster Punkt: Wahrheit. Die ist nicht nur entscheidend, sondern sie geht Hand in Hand mit dem Wert Mut. „Mut ist in diesem Dreiklang sehr wichtig. Oft sagen wir, ich bin schon für die Liebe und ich bin auch für die Wahrheit. Aber mir fehlt der Mut. Ich denke vielen Menschen fehlt der Mut“, so Ganser. Es sind unser Umfeld und dessen negative Reaktionen, welche wir fürchten. „Ohne Mut laufen wir auf Sparflamme. Mit Mut kommen sie deutlich schneller vorwärts. Das heißt nicht, dass es dann einfach ist. Aber es geht echt die Post ab. Wenn ihnen langweilig ist, schalten sie einfach den Mut ein.“

Dabei unterstreicht der Historiker immer wieder anhand von historischen Ereignissen die Absurdität von Kriegspropaganda. Was braucht es um einen Krieg zu führen? Man müsse eine so perfide Propaganda starten und die Bevölkerung so verwirren, dass Mütter ihre eigenen Söhne in den Krieg schicken und Väter ihre Steuern bezahlen, um diesen zu finanzieren. „Und das geht! Obwohl es ziemlich viel verlangt ist. Sie müssen ihr Geld geben für einen Panzer und ihren Sohn noch dazu, der stirbt. Mit dem Panzer werden dann auch noch andere erschossen. Die meisten Familien würden sagen, von dem Geld könnten wir ein Boot kaufen, davon gehen wir lieber segeln.“ Doch es funktioniert. Auf der ganzen Welt. Dank Propaganda. Verstehen, erkennen und wachsam sein, das ist die Botschaft.

Mehr Bewusstseinserweiterung, darunter eine der größten Täuschungen der Moderne, gibt es in Teil 3

Annette Mueller