8 Feb Keine Kommentare Annette Mueller Allgemein, Heiler Ohne Grenzen

Nochmal „Glück“ gehabt

Tag 8: Grundstück Healing Center – der zweite Versuch

Endspurt im abenteuerlichen Indien: Schon übermorgen steht die Abreise von Annette Müller aus Pondicherry an und noch gibt es einige wichtige Details zu klären – darunter die alles entscheidende Frage nach der Unterkunft. Deshalb war der erste Punkt auf Annette Müllers Agenda für den achten Tag ein Besuch in der Villa Helena. „Heute habe ich endlich Hotelmanagerin Geraldine getroffen und hab ihr von dem zweiten Camp erzählt. Sie war sehr beeindruckt, dass 2020 mehr als doppelt so viele Heiler kommen werden und freut sich schon sehr darauf. Sie hat sich auch direkt für eine Heilsitzung angemeldet“, berichtet Annette Müller aus Indien. Bei dem Treffen haben die beiden Frauen gleich ein herzliches Willkommensvideo für die Heiler aufgenommen:

 

Während des Gesprächs dann der Schock: „Geraldine hat mir dann erzählt, dass gestern Abend eine Agentur angefragt hat, um alle Zimmer des Hotels zu buchen. Zum Glück für uns hatte die Dame vom Housekeeping, mit der ich mich vor ein paar Tagen bei meinem ersten Besuch in der Villa Helena unterhalten habe und die sich schon so sehr auf uns freut, unser Anliegen rechtzeitig weitergegeben, so dass sie der Agentur abgesagt hat. Geraldine hat uns jetzt das ganze Haus reserviert und lässt herzliche Grüße ausrichten. Damit sind wir in Sachen Unterkunft ein gutes Stück vorangekommen. Trotzdem fehlen noch einige Zimmer. Wir sind einfach so viele. Aber irgendwas fällt uns schon noch ein.“

Nach diesem erfolgreichen Vormittag ging es für Annette Müller zurück ins Hotel. Dort wurde sie bereits von Stararchitekt Prof. Dr. Prabhat Poddar erwartet, der mit der San Esprit Gründerin das zweite potenzielle Baugrundstück besichtigen möchte. „Wir sind dann gemeinsam mit einer seiner Schülerinnen Richtung Westen ins Landesinnere. Sophie, so heißt seine Schülerin, kommt aus Nantes in Frankreich und ist für die Organisation von Prabhats Kursen in Frankreich zuständig. Er unterrichtet ja in vielen Ländern, darunter auch Deutschland, Frankreich und Russland. Abschluss seiner zweijährigen Ausbildungen ist eine optionale Exkursion nach Indien, um die Architekturlehre Vastu eingehend vor Ort zu studieren. Am Wochenende kommt dann der Rest des Kurses, das sind so zwischen 20 und 30 Leute. Auf dem Programm steht dann unter anderem eine Tempeltour. Hier kann Prabhat im Besonderen den von ihm geplanten Oneness Tempel nördlich von Chennai zeigen, den er nach den Vastu Prinzipien entworfen hat. Doch zurück zu dem Baugrundstück für das Healing Center. Prabhat hat uns von seiner Kindheit dort berichtet, in nahezu unberührter Natur – jetzt stehen dort überall Häuser und Industrieanlagen. Das Gelände ist ausgehöhlt und durchzogen mit künstlichen Canyons, die durch den illegalen Raubbau an der Natur entstanden sind. In Konsequenz daraus ist der Boden so verändert, dass dort nicht mal mehr eine Brücke gebaut werden kann. Auch der Bau einer Umgehungsstraße musste verworfen werden.“

Dann wurde der Ausflug auch noch richtig abenteuerlich: „Da es keine befestigten Straßen gibt, haben wir uns zu Fuß durch die hohen Gräser begeben. Sophie hatte Bedenken bezüglich der Fauna, vor allem im Bezug auf Schlangen. Daraufhin meinte Prabhat völlig entspannt, dass hier alles in Ordnung ist. Tatsächlich lag das Problem weniger bei der Fauna als bei der Flora. Hier gibt es Kletten, die sich durch den Stoff der Kleidung hindurch weiter bewegen. Total gruselig! Bereits nach wenigen hundert Metern hatte ich gefühlt tausende davon in meinen Klamotten. Ich werde vermutlich alles wegschmeißen müssen. Die Natur in Indien ist völlig anders als bei uns in Deutschland. Das erinnert mich an meine Zeit im Ashram in Indien. Damals hatte ich die Aufgabe bekommen Ziegen zu hüten. Dazu musste ich sie jeden Tag auf einen Hügel führen und so anbinden, dass sie maximale Bewegungsfreiheit hatten um zu fressen. Eines Tages sah ich eine der Ziegen bei dem verzweifelten Versuch eine Liane anzuknabbern. Ihre Reichweite war aber zu kurz, deshalb wollte ich ihr die Liane reichen. In dem Moment, als ich in die Pflanze gegriffen hatte, spürte ich wie hunderte kleine Nadeln in meine Hand eindrangen. Mir war sofort klar, dass da irgendetwas Giftiges drin war, weil ich augenblicklich Schweißausbrüche bekommen habe. Also bin ich ins Tal gerannt in den Kuh- und Ziegenstall um mir Hilfe zu suchen. Der Kuh-Hirte hat dann sofort meine Hand genommen und in Kuhdung getaucht, den er in einem  Eimer gesammelt hatte. Er hat mir einen Schemel gebracht und ich musste dann zwei oder drei Stunden mit der Hand im Kuhdung sitzen bleiben, bis das Gift meinen Körper wieder verlassen hatte – mit Erfolg. Danach ging es mir wirklich besser. Kuhdung und -Urin haben interessante, medizinische Eigenschaften. Der Urin von Kühen wirkt gegen Vergiftungen und Schwellungen und der Dung wirkt adstringierend und desinfizierend. Also in Indien muss man wirklich aufpassen!“

Eine bessere Strategie hatte Professor Poddar gewählt: „Prabhat hat alles richtig gemacht – er war mit der kurzen Hose unterwegs. Da bleibt nichts hängen. Ein wahres Highlight hat er uns im Nachgang gezeigt – den großen See, der in direkter Nähe des Grundstücks liegt. Der ist fast so groß wie der Chiemsee, mit der Besonderheit, dass er vor mehr als 500 Jahren von Menschen errichtet wurde um Regenwasser zu sammeln. Er ist an der tiefsten Stelle nur zwei Meter tief, aber sehr weitläufig mit ein paar dutzend Kilometer Ufer. Im Sommer trocknet er komplett aus und in der Regenzeit füllt er sich wieder und es gibt sogar starken Wellengang. In diesem See gibt es einen Bereich auf dem kilometerweit alles mit Lotusblüten bedeckt ist. Es ist einfach traumhaft schön und es gibt dort sogar einen Bootsverleih. Ich meinte dann zu Prabhat, dass wir hier für die Heiler beim nächsten Camp unbedingt einen Ausflug planen müssen. Vier Boote à 20 Leute klappt perfekt. Dann können wir eine schöne Bootsfahrt über den See machen. Das wird den Heilern gefallen! Außerdem überlegen wir einen Ausflug zu einem Tempel zu machen.“

Und wie ist das Grundstück? „Nachdem ich die Kletten an mir hatte, bin ich mir nicht so sicher. Aber Spaß beiseite. Es ist wunderschön dort und der See ist einfach atemberaubend. Kann gut sein, dass hier das erste Healing Center entstehen wird. Wir haben dann eine grobe Planung besprochen, aber das ist alles nicht so einfach. An sich ist die Lage hier deutlich vorteilhafter. Aber es gibt hier auch eine zehn Meter tiefe Grube, die in die Planung integriert werden muss. Und bevor wir bauen können, muss das Grundstück erst einmal erschlossen werden. Bisher gibt es keine Straße die dorthin führt, nur einen kleinen Feldweg. Also mit dem Auto kommst du hier schon mal nicht hin. Somit sind noch einige Fragen offen, aber wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg – im wahrsten Sinne. Außerdem haben wir mit Prabhat einen renommierten Architekten an der Seite der mit Leib und Seele bei dem Projekt ist. Das sind sehr gute Voraussetzungen.“

Annette Mueller