Mein Sehnsuchtsort Indien
International ging es her bei den Heilern ohne Grenzen: Als Anfang des Jahres 33 Heilerinnen und Heiler der École San Esprit für ein karitatives Projekt nach Indien reisen, war auch Schauspielerin Gwenn Wunderlich aus Los Angeles mit vor Ort. Dabei hat die gebürtige New Yorkerin und Tochter von San Esprit Gründerin Annette Müller keine Mühen gescheut, um als Teil der Heiler ohne Grenzen ans andere Ende der Welt zu reisen – 13 Stunden nach Dubai, sieben Stunden Aufenthalt in den Emiraten und dann noch einmal knapp fünf Stunden weiter nach Chennai in Indien plus weitere Stunden Fahrzeit um nach Pondicherry zu gelangen.
Doch die haben sich gelohnt, wie Wunderlich versichert – wenn auch mit einigen Anlaufschwierigkeiten: „Es ging erst einmal total verrückt los, ich konnte wegen meines amerikanischen Mobilfunkanbieters nicht in Indien telefonieren, geschweige denn ins Internet und auch das WLAN am Flughafen funktionierte nicht. Da merkt man erst einmal seine Abhängigkeit vom Smartphone. Aber alles halb so wild – vor 20 Jahren ging es ja auch irgendwie. Was mir direkt aufgefallen ist, war die tolle kühle und leicht feuchte Luft als ich den Flughafen verlassen habe. Nachdem ich davor zwei Stunden auf mein Gepäck gewartet habe, ging es direkt verrückt weiter, die Autofahrt war einfach nur irre, so eine wilde Fahrweise habe ich noch nie erlebt. Das hatte etwas von Achterbahn fahren – nur schlechter gesichert“, erinnert sich die Schauspielerin zurück.
Healing Camp
Den Beginn des Healing Camps verbrachte Wunderlich zunächst im Krankenhaus: Als ihre Großmutter Zita Kappler am Vorabend mit schweren Komplikationen kämpft, begleitet sie die geliebte Oma zu den Ärzten und weicht die folgenden Tage nicht von ihrer Seite. Als die sympathische Seniorin dann, auch dank den vielen Fernheilungen der Heiler ohne Grenzen die gleich per Whatsapp Gruppe benachrichtigt wurden, das Krankenhaus wieder verlassen darf, beginnt auch für die junge Frau aus den USA der eigentliche Aufenthalt.
Und der hat sie zutiefst bewegt, wie sie sich gerne erinnert: „Ich werde nie diesen Mann vergessen, der mit seiner kranken Mutter gekommen war. Wir mussten ihm absagen, da wir schon voll waren und auch die Warteliste bereits viel zu lang war. Doch die beiden meinten dann total höflich, dass das kein Problem sei und sie trotzdem gerne warten würden – in der Hoffnung, dass doch noch irgendwie ein Termin frei werden würde. Sie wiederholten aber die ganze Zeit über, dass es in Ordnung sei, wenn sich ihre Hoffnung nicht erfüllt und waren bereits dankbar, warten zu dürfen. So vergingen Stunden. Irgendwann gaben mehrere Gruppen jeweils einen Heiler ab – obwohl es schon so voll war – und die Hoffnung der Mutter und ihres Sohnes erfüllte sich. Das war wirklich herzerwärmend, ein unglaublich schönes Erlebnis.“
Sehnsuchtsort Indien
Im Vorfeld der Reise erzählte Wunderlich von ihrem ersten und bisher einzigen Aufenthalt in Indien, damals mit ihren Eltern. Sie bedauert dabei, dass sie noch zu jung gewesen sei um sich an den Aufenthalt zu erinnern und wollte deshalb seit jeher zurück zu ihrem Sehnsuchtsort Indien. „Ich hatte ein wenig Angst, dass meine zu hohen Erwartungen enttäuscht werden, immerhin wollte ich mein ganzes Leben zurück nach Indien. Doch es war genau perfekt und zu meiner eigenen Überraschung hatte ich überhaupt keinen Kulturschock. Meine Mama meinte, dass das daran liegen könnte, dass ich als Baby schon dort war und sich das Land in meinem Unterbewusstsein manifestiert hat. Doch einen Kulturschock hatte ich dann schon noch – als ich zurück in Los Angeles war. Nun war ich wieder in der respektlosen Welt angelangt“, berichtet die Schauspielerin.
Doch was meint sie damit? „Indien kann man sich zwar vorstellen, aber man muss es einfach erlebt haben. Ich habe mich schwer verliebt in das Land und die Kultur. Begeistert haben mich dort die Menschen. Wie dankbar, respektvoll und warmherzig jeder war. Die Inder haben wirklich Respekt vor dem Menschen. Wahre Nächstenliebe und jeder heißt dich willkommen. Und die Zufriedenheit hat mich in ihren Bann gezogen. Die Armut dort ist schwer vorstellbar für uns und trotzdem ist die allgemeine Einstellung – ich bin wo ich bin und mache das Beste daraus, das ist völlig okay – ganz anders als in unserer westlichen Welt, hier sieht man sich mehr als Opfer und ist das Leben lang bestrebt mehr zu erreichen, alle wollen mehr als sie ohnehin schon haben.“
Diese Erfahrung im Besonderen war besonders lehrreich für die junge Frau: „Es hat definitiv einen nachhaltigen Einfluss auf meinen Alltag, vor allem auf das Glücksgefühl. Ich mache mir selbst viel zu viel Druck. Ich muss dies, ich muss jenes. Dann erinnere ich mich zurück an Indien, habe ein Lächeln auf den Lippen und denke mir – ich muss überhaupt nichts. Selbst wenn ich das alles nicht habe, es gibt so viele Menschen die noch viel weniger haben und das was ich bereits jetzt besitze nie haben werden. Ich denke die Lehre daraus ist die Bedeutung von Genügsamkeit. Das verschafft mir eine wertvolle Gelassenheit, die ich mir dann gerne ins Gedächtnis rufe. Es hilft mir dann den Druck abzubauen.“
Bei solch weisen Worten verwundert es kaum, dass Wunderlich schon jetzt weiß, dass sie zurück an ihren Sehnsuchtsort Indien reisen will – spätestens zum nächsten Healing Camp.
- „Das hat Indien mit mir gemacht“ Teil 5 - 25. Juli 2020
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