12 Jan 3 Kommentare Annette Mueller Allgemein

Healing Camp India 2020: Der Tag 3 in Pondicherry

Generalprobe in Indien

Vor genau zwei Jahren gelang der Initiative „Heiler ohne Grenzen“ der École San Esprit die große Sensation: 33 wagemutige Heiler reisten nach Pondicherry in Südindien und heilten dort im Rahmen des Healing Camp India 2018 mehr als 200 Leidende. Die Resonanz vor Ort war immens und die Heiler wurden zu gefeierten Helden. Nachdem schon kurz nach Ende des Camps Stimmen laut wurden, die sich für eine Fortsetzung aussprachen, nahm sich San Esprit Gründerin und Initiatorin Annette Müller dem Wunsch an und organisierte in den vergangenen 15 Monaten die Neuauflage des Healing Camps mit 45 Mitwirkenden. 

Nun ist es soweit: Die Heiler sind inzwischen wohlauf und voller Tatendrang in Indien angekommen, wenngleich mit einer turbulenten Anreise. Nachdem die ersten Strapazen gemeistert sind, machen sich die Heiler auf zu einem herausfordernden Tag 3 – dem letzten Tag bevor es ernst wird und das Healing Camp offiziell beginnt. Wir begleiten sie auf ihrem Abenteuer.

„unser“ Bus in Pondicherry

In weniger als 24 Stunden beginnt das Healing Camp India 2020 und alle blicken gespannt dem großen Ereignis entgegen. Davor gibt es noch einiges zu tun. Deshalb steht Initiatorin Annette Müller heute besonders früh auf, um letzte organisatorische Feinheiten abzustimmen bevor sie sich mit den Heilern an der Strandpromenade trifft um gemeinsam mit dem Bus in das Atithi Hotel zu starten. Pünktlich und vollzählig erscheinen die enthusiastischen Healers without Borders. Nur einer fehlt. Wer? Der Busfahrer samt Bus.

„Leider habe ich auch Prabhat nicht erreichen können. Da wir uns vor dem Hotel mit den Schreinern treffen sollten, die unsere Heilerliegen anliefern, hatten wir einen gewissen Druck auch dort zu sein“, erläutert Annette Müller. Mal wieder steht das Camp auf der Kippe und Improvisation ist gefragt. Glücklicherweise stehen in Indien an jeder Straßenecke ein halbes Dutzend Tucktucks.

„Weil wir so eine große Gruppe vermeintlicher Touristen sind, war die Versuchung groß uns abzuzocken. Und der erlagen die Fahrer auch. Mehr als das Dreifache des üblichen Preises wollten sie von uns haben. Eine Frechheit. Dann kamen immer mehr Tucktuckfahrer an und haben diskutiert, rumgeschrien und sich ernsthaft gestritten. Irgendwann wollten wir die 20 Minuten einfach zu Fuß gehen, doch dann ist die Truppe neben uns hergefahren und hat weiter diskutiert. Sukzessive wurde dann auch der Preis gemindert, bis wir schließlich doch mitgefahren sind“, so Annette Müller weiter.

Nachdem die Heiler dann endlich am Hotel ankommen waren, sind sie gerade noch rechtzeitig um die spektakuläre Ankunft des Tiefladers aus der Schreinerei zu sehen: „Das war mein Highlight. Dieser total verrostete Pritschenwagen, zusammen mit den Arbeitern und unseren Liegen. Ein perfektes Bild. Die Schreiner haben unsere Männer dann noch tatkräftig beim Hereintragen unterstützt.“

Stehen die Stühle so richtig? Veronika prüft ob soweit alles richtig steht.

Leider gab es dann das nächste Problem: Nur elf der insgesamt 20 Liegen wurden auch geliefert. Für das Camp gebraucht werden aber mindestens 13. Erneut gilt es den Umständen zum Trotz kreativ zu werden. Kurzerhand testet die San Esprit Gründerin deshalb einen Banketttisch mit Matratze – leider zu hoch. Ein Rollbett – zu niedrig. Doch Not macht bekanntlich erfinderisch: „Am Ende hatten Teetische kombiniert mit einer Matratze die perfekte Höhe. Wenn wir dann noch Bettlaken bekommen hätten, wäre die Lösung perfekt gewesen.“ Doch die gab es weder für die Teetische noch für die maßgefertigten Heilerliegen.

Schnell noch auf den Sonntagsmarkt

Zum Glück ist Indien unter anderem für seine Stoffe bekannt, die es in sämtlichen Variationen auf Wochenmärkten und zahlreichen Läden zu kaufen gibt. „Nach langwierigen Diskussionen und Schreierei hatte ich immer noch das Gefühl – egal wie sehr ich die Verkäufer heruntergehandelt habe – ich würde zu viel bezahlen. Als ich auf Rückfrage des Hotelportiers jedoch den Preis von 200 Rupien genannt hatte, war sogar der Einheimische verblüfft. Wohl doch ein sehr guter Preis. Da hat sich das handeln doch gelohnt“, scherzt Annette Müller.

Gegen 21.30 Uhr sind die Heiler dann mit den Vorbereitungen für das Healing Camp fertig. Während ein Teil mit dem Gemeinschaftsbus zurück in die Hotelanlagen fährt, erkundet der Rest voller Tatendrang das lebendige Nachtleben der ehemaligen französischen Kolonie. Nicht so die Initiatorin: „Meine Tochter landet heute Nacht und wird in den frühen Morgenstunden Pondicherry erreichen. Da möchte ich fit sein. Außerdem geht es morgen mit dem Camp los – ich kann es kaum erwarten.“

 

Annette Mueller