14 Jan Keine Kommentare Annette Mueller Allgemein

Healing Camp India 2020: Tag 4 (II) in Pondicherry

Vor genau zwei Jahren gelang der Initiative „Heiler ohne Grenzen“ der École San Esprit die große Sensation: 33 wagemutige Heiler reisten nach Pondicherry in Südindien und heilten dort im Rahmen des Healing Camp India 2018 mehr als 200 Leidende. Die Resonanz vor Ort war immens und die Heiler wurden zu gefeierten Helden. Nachdem schon kurz nach Ende des Camps Stimmen laut wurden, die sich für eine Fortsetzung aussprachen, nahm sich San Esprit Gründerin und Initiatorin Annette Müller dem Wunsch an und organisierte in den vergangenen 15 Monaten die Neuauflage des Healing Camps mit 45 Mitwirkenden.

Nun ist es soweit: Die Heiler sind inzwischen wohlauf und voller Tatendrang in Indien angekommen, wenngleich mit einer turbulenten Anreise. Nachdem sie die ersten Strapazen gemeistert haben, machen sich die Heiler auf zu einem herausfordernden Tag 4 – dem offiziellen Beginn des Healing Camps. Wir begleiten sie auf ihrem Abenteuer.

Und der hat bisweilen sehr dramatisch mit dem Verschwinden von Annette Müllers Tochter Anya Müller begonnen. Nachdem viele Stunden später alles aufgelöst war, bemühte sich die San Esprit Gründerin um Normalität: „Ich habe dann versucht zumindest noch mal kurz zu schlafen. Leider wurden meine Pläne von einem ziemlich frechen Eichhörnchen durchkreuzt, das plötzlich in meinem Hotelzimmer umher huschte. Doch das war mir in dem Moment egal. Auch, als es plötzlich angefangen hat in meinen Sachen herumzukruschen. Nicht egal war mir, als es plötzlich das Schreien angefangen hat. Dann musste ich auch noch nach den vergangenen Stunden ein schreiendes Eichhörnchen aus meinem Hotelzimmer jagen. Willkommen in Indien.“

Inzwischen ist es fast 9 Uhr – Treffpunkt der Heiler an der Strandpromenade um Richtung Atithi Hotel zu fahren um dort das Healing Camp offiziell zu beginnen. Also sprintet Annette Müller durch die grünen Alleen der französischen Kolonie Richtung Golf von Bengalen – und hat Glück. Zwar ist der Bus bereits losgefahren, doch die Anhalterin wird an der Strandpromenade noch aufgesammelt und die Healers Without Borders sind endgültig vollzählig.

Ein holpriger Start

Vor Ort angekommen, folgt erst einmal eine Lagebesprechung mit anschließender Erörterung der Statuserhebungen. „Dann habe ich den Heilern erst einmal die Story von vergangener Nacht erzählt“  (Link zum ersten Teil), so Annette Müller.

Und dann, 30 Minuten später – Ernüchterung. Das Healing Camp India 2020 hat nun offiziell begonnen und es sind weit und breit keine Esperenten zu sehen. Was ist passiert? Als die Heiler 2018 zum ersten Mal das Camp in Pondicherry starten, war der Andrang so hoch, dass bereits am ersten Vormittag alle verfügbaren Termine für das gesamte Camp ausgebucht waren. „Da hast du über 40 voll motivierte und enthusiastische Heiler und keiner kommt zu den Heilsitzungen? Ich befürchtete schon, das Camp sei ein Schuss in den Ofen. Wir haben sogar bereits überlegt, einen weiteren freien Nachmittag einzuplanen. Dafür haben wir sogar schon Vorschläge gesammelt – Fortbildung oder Freizeit? Eine Idee hierfür war, dass Jean-Marie Bottequin sein berühmtes Körpersprachetraining mit den Heilern absolviert“, so Annette Müller.

Von links nach rechts – Jean-Marie, Martin, Manuela – Happy Smiles

Wer ist Jean-Marie Bottequin? Der Franzose ist das wohl berühmteste Mitglied der Heiler ohne Grenzen. Als Fotograf, Fotojournalist, Fotokünstler und Pantomime ist Jean-Marie Bottequin weltbekannt und hat bereits mit Stars wie Andy Warhol, Friedensreich Hundertwasser, Nina Hagen und vielen weiteren zusammengearbeitet. Jüngst hat er außerdem die französische Fassung des Healing Camp Movies für die Filmfestspiele in Cannes vertont. „Er kommt aus unserem San Esprit Netzwerk. Ich kenne Jean-Marie schon ewig, wir sind alte Freunde. Unsere Kinder waren im selben Kindergarten, später habe ich Fotografie Unterricht bei ihm genommen und er hat die Ausbildung bei uns gemacht. Außerdem hat er Körpersprache an der École unterrichtet. Er ist ein unglaublicher Mensch, deshalb hat er es auch in mein Buch „Das Beste aber, das dir begegnen wird, werden die Menschen sein“ geschafft.“

Doch zurück zum holprigen Start des Healing Camps. Noch immer warten die Heiler vergeblich auf Heilsuchende, der Workshop von Jean-Marie gilt inzwischen als beschlossen. Für heute wollen die Healers Without Borders noch warten und aus der Not eine Tugend machen: „Alle haben sich dann gegenseitig eine Heilsitzung gegeben. Bis plötzlich die erste Person gekommen ist, dann die zweite, die dritte und so weiter. Dann wurden auch die Hotelangestellten neugierig und haben gefragt, was wir hier machen. Keine 10 Minuten später lag der Chef des Caterings und sämtliche seiner Kollegen auf der Liege. Jeder hatte irgendwelche Beschwerden. Nach den Heilsitzungen sind sie aufgestanden wie neu geboren, haben telefoniert und danach wurde uns wahrlich die Bude eingerannt“, berichtet Annette Müller.

Lagebesprechung am ersten Morgen

.. und dann kommt Vashant

Der emotionale Höhepunkt des Tages folgt, als Hoteltrainee Vashant den Heilersaal betritt: „Er ist ein sehr schlanker, zarter junger Mann mit einem gelähmten linken Arm. Es hieß er sei als Kleinkind aus großer Höhe heruntergefallen, seithe4r war seine linke Seite betroffen und der Arm völlig gefühllos und komplett bewegungsunfähig. Das war natürlich eine Herausforderung für das Heilerteam. Im Zuge der Heilsitzung hat sein Arm sich dann von alleine gewunden und bewegt, dabei auch sehr viel gezittert und gezuckt. Währenddessen sind seine Finger auch immer wieder auf und zu gegangen. Insgesamt haben die Heiler anderthalb Stunden mit ihm gearbeitet. Im Zuge dessen kamen immer mehr Heiler und Hotelpersonal als Zuschauer dazu, um das Unfassbare zu bestaunen. Teilweise wurde geheult, denn es war für viele schwer zu begreifen. Als Resultat der Heilsitzung konnte Vashant seine Hand wieder auf und zu machen und sogar seine Finger wieder bewegen. Das ging davor bei weitem nicht, er hatte keine Kontrolle über seinen linken Arm. Alleine, dass die Heiler diesen Erfolg hatten und alle das mit angesehen haben, war für mich persönlich sensationell. Natürlich haben die Zuschauer dann noch mehr Menschen angerufen und ins Camp geschickt.“

Mittags haben sich die Heiler dann zusammengesetzt um den ersten Vormittag zu resümieren. Natürlich musste angesichts des enormen Ansturms der freie Nachmittag und damit das Körpersprachetraining von Jean-Marie abgesagt werden.

Annette Müller ist erleichtert: „Mir ist in dann wirklich der Himalaya vom Herzen gefallen. Kurze Zeit war ich wirklich in Sorge. Doch jetzt kommen viel mehr Menschen, als wir zu Anfang daCHTEN. Anja Gschwendtner, die zusammen mit Martin Kaelin die Registratur durchgeführt hat, kam sogar mit Anmerkungen für das nächste Camp zu mir – das es ja offiziell noch überhaupt nicht gibt. Doch diese Einstellung freut mich natürlich von ganzem Herzen. Am Ende des Tages wollte ein Teil der Heiler nicht mit dem Bus zurückfahren und ist noch geblieben um weiter zu heilen. Sensationell!“

 

Vashant (rechts) und sein glücklich strahlender Kollege (links)

Der Kollege erklärt uns, dass Vashant nun seinen Arm und die Finger bewegen kann.

 

 

 

Annette Mueller