4 Jun 4 Kommentare Annette Mueller Annette Müller, Corona Chronicles

CORONA CHRONICLES – 10

SALZ DER ERDE

Der Lockdown, Shutdown oder auch Notstandszwangsmaßnahmen gehen in die 10. Woche. Es wird wiederholt gesagt, dass eine Rückkehr zur Normalität nur denkbar ist, nachdem ein Impfstoff gefunden wurde. Diesen Impfstoffe müsse man dann global zur Verfügung stellen, denn ein Jeder hätte ein Anrecht darauf. In der Zwischenzeit wird demonstriert und es wird die Wiederherstellung der Grundrechte gefordert. Ärzte, Wirtschaftsspezialisten sowie Geistliche sprechen sich vehement für eine sofortige Öffnung aller Betriebe ohne Einschränkungen aus. Auch sonst eher systemkonforme, brave Bürger beginnen sich zu wehren und man hört Unkenrufe einer sich anbahnenden Bürgerkriegsgefahr. Um die Regierung in Berlin wird ein riesiger Schutzgraben gebaggert und das Gebäude wird mit starken Zäunen abgesichert. Der Widerstand wächst. Wir befinden uns Mitten in einer tiefgreifenden Veränderung in der Menschheitsgeschichte der letzten Jahrhunderte.

Und wir sind mitten drin! Die ganze Welt und alle Menschen richten sich völlig neu aus und müssen dies auch tun. Wir, die unfreiwilligen Schauspieler auf dieser Bühne haben erlebt, wie präzise sich alle Politiker und Landeslenker abgesprochen haben. Wie gleichgeschaltet sie agiert haben und sich übereinstimmend ausgedrückten. Wir haben vor Augen geführt bekommen wie effizient die Regierenden global vernetzt sind und täglich erleben wir, dass alle an einem Strang ziehen. Unisono wird über die „NEUE NORMALITÄT“ gesprochen. International!
THE NEW NORMAL,
OUVELLE NORMALITÉ,
NOUEVA NORMALIDAD,
NOUOVO NORMALE,
NORMALE E RE,
XIN CHANGTAI,
NYTT NORMALT,
NAVA SAMANYA……..

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Die Völker aller Länder werden darauf vorbereitet durch die schrittweisen Lockerungen. Die Corona-Überwachungsapp installierte sich in diesen Tagen von ganz alleine auf den Smartphones. Alles für den guten Zweck, denn das Virus muss unter Kontrolle gebracht werden, weil sonst aberhundertausende von Menschen sterben werden. Doch die Zahlen bestätigen noch immer das Gegenteil der Unkenrufe: die Sterblichkeit ist nicht höher, als sie zu Corona freien Zeiten gewesen ist.

Was an den Nerven zerrt ist die Ungewissheit. Befinden wir uns einem Hitchcock Thriller? Es scheint so. Eine Gefahr lauert, wir spüren es, doch Welche?! Ist es das Virus, das zuschlagen wird, oder die Polizei, oder gar das Militär, das ja nun innerhalb des Landes eingesetzt werden soll? Was bedroht den einzelnen mehr, der eigene Verlust der Sicherheit oder der Verlust des Vertrauens in das System, oder der Verlust der Freiheit?

Unsere Gedanken sind von morgens bis abends mit dieser Situation beschäftigt. Wir machen uns Sorgen. Wenn wir zum Einkaufen gehen sehen wir Menschen die ihres Gesichtes beraubt wurden, wir selbst haben unser Lächeln verloren. Wir haben etwas verloren, das wir verschenken konnten und je großzügiger wir unser Lächeln verschenken konnten, um so mehr Glück haben wir in die Welt gebracht. Je mehr Menschen wir anlächeln konnten um so mehr Liebe konnten wir verbreiten und dadurch selbst reicher werden.

Wir brauchen Hilfe. Die Menschheit braucht Hilfe. Wir brauchen Hilfe von Außen, wir brauchen unserer gegenseitige Hilfe. Wir brauchen Richtung und Lenkung, wir brauchen Geradlinigkeit und Aufrichtigkeit. Wir brauchen einen gewissen Grad an Sicherheit und Verlässlichkeit.

Unsere Aufmerksamkeit ist nach außen gerichtet. Wie hypnotisierte Kaninchen schauen wir ins Scheinwerferlicht der Medien und sind in dieser Schockstarre unfähig zu agieren, obwohl wir spüren, dass der Atem des Jägers schon ganz nahe ist. Was passiert als nächstes?

Unsere Gefühle und die Gedanken sind bestimmt von dem was in der Außenwelt geschieht, was in unserer inneren Welt vor sich geht ist für die Meisten nicht mehr so wahrnehmbar. Viele warten mit Yoga und Meditation auf beruhigte Zeiten um sich wieder sammeln zu können. Und ja, das Fundament, um sich in Ruhe sich auf sich selbst zu konzentrieren und im Inneren Kraft zu schöpfen, ist vielen Menschen im Moment entzogen.

Doch die Schöpfung ist in konstanter Veränderung, nichts ist in der nächsten Sekunde gleich. Die Schöpfung gleicht einem spielerischen Fluss, der in beständiger Bewegung ist, der zwar gleich zu sein scheint, doch beim genauen Hinsehen aus millionenfachen und sekündlichen Veränderungen besteht. Auch der Geist, unser Geist ist teil der Schöpfung und ist in ständiger Bewegung und Veränderung. Veränderung ist unsere Natur. Deshalb lehren uns die Weisen, dass wir uns selbst, unser Leben und die Welt spielerisch betrachten sollen. Sie sagen uns, dass wir unsere Konzepte und Betrachtungsweisen sowie Lebensentwürfe ablegen sollen und damit auch die Ernsthaftigkeit, mit der wir die Dinge angehen. Die Weisen betrachten jede Ernsthaftigkeit als eine Art der Selbstüberschätzung und Selbstglorifizierung. Die Weisen sind spielerisch, losgelöst und voller Liebe und Mitgefühl sowie humorvoll und heiter. Es scheint als nähmen sie nichts ernst.

In dieser, für mich sehr ernsten Situation frage ich mich manchmal, wie sich denn jetzt die Weisen, diese fortgeschrittenen Menschen fühlen würden und wie würden sie mit der Situation umgehen. Ich mache eine Übung, also ich bilde mir ein, ich wäre so ein erleuchteter Geist. Und tatsächlich, die Situation wird etwas leichter und erträglicher, und doch werde ich immer wieder von den Umständen gefangen genommen. Ich spüre genau, dass es mit sich gut fühlen allein nicht getan ist. Aber es erleichtert mich und diese Erleichterung hilft mir. Sie  gibt mir Kraft all dem, was da noch kommen mag stark gegenüber zu treten und meinen Platz in der Welt einzunehmen.

Wenn ich in meiner persönlichen Situation meine Aufmerksamkeit auf das richte, was ich nicht tun kann – ich musste den internationalen Unterricht auf Mallorca absagen – und statt dessen wie alle anderen mit Maske einkaufen gehen, dann spüre ich dieses Unwohlsein! Ich spüre die emotionale Wirkung einer klar definierten, eigeschränkten Wahrnehmung meiner selbst. In solchen Momenten erlebe ich mich als Eigentum meines Landes, also als Deutsche, wogegen ein anderer sich als Franzose, Spanier usw. erleben mag. Ich erlebe mich unterworfen in diesem Körper, in dieser speziellen Corona Situation, mit meinen entsprechenden Gedanken und Gefühlen. Wenn ich mich ausschließlich damit identifiziere, dann habe ich richtige Probleme, denn ich habe kein erweitertes Bewusstsein für die Größe des Menschen und für das was wir Menschen wirklich sind.

Wir können uns in dieser anstrengenden Punkt in der Zeitgeschichte der Menschheit helfen in dem wir eine Übung aus der Yoga-Lehre machen. Wir versuchen uns mit unserem Höheren, mit dem wahren Selbst zu verbinden und uns mit diesem zu identifizieren. Die Lehren sagen, dass unser wahres Selbst eins ist mit den wahren Selbst aller anderen Menschen und dieses durch andere Menschen erlebbar wird. Sie lehren, dass alles Äußere eine Reflexion von uns selbst ist. In dem Moment wenn wir das erkennen, erleben wir ein eins sein mit allem und wir erkennen im Gegenüber nicht nur das Äußere, das er vor sich her trägt, sondern sein wahres ich, den tiefen Kern der göttlich ist. Haben wir diesen Punkt erreicht, dann sind wir in unserem Selbst verankert.

Wenn du jemandem begegnest, versuche als Übung dich selbst zu beobachten. Frage dich: was empfindest du, wenn du jemanden triffst, was siehst du in diesem Menschen, was hast du für ein Urteil über diesen Menschen und was löst das in dir aus? WEN triffst du und WER ist das wirklich? Was ist der Unterschied zwischen diesem Menschen und dir? Und WEN sieht der andere Mensch, wenn er dich sieht?

Merke dir, was du wahrnimmst, was dir auffällt und was du denkst. Welches sind deine Schubladen und Kategorien, wie stark ist deine eigene Wahrnehmung von Programmierungen, Konzepten und von deiner Erziehung und Kultur geprägt?

Auf was richtest du deine Aufmerksamkeit? Was ist dir wichtig an einem anderen Menschen? Ist es das Aussehen, die Kleidung, die Ausstrahlung, Herkunft, Status oder Beruf? Wie wichtig  ist dir Zuneigung oder Ablehnung?

Wir Menschen gehen im Allgemein selten in die Tiefe mit unserer Wahrnehmung von uns selbst oder unserem Gegenüber. Das wahre Wesen, dein eigenes und das des Anderen bleibt meistens unter der Oberfläche verborgen und gut versteckt.

WER sieht diesen Menschen, wenn du jemandem begegnest? WER ist der Beobachter in dir?

Dies Übung führt unweigerlich in die Tiefe und entfernt einige Schleier der Täuschung. Unsere Wahrnehmung ist komplett von unserem Prozess des Denkens abhängig, somit ist der Ausgangspunkt einer jeden Wahrnehmung einer unserer Gedanken den wir aktiv denken müssen um ihn dann bewusst wahrzunehmen. Je nach dem wie unser Geist gestrickt ist, werden wir im Äusseren wahrscheinlich nur unsere eigene Realität als Reflektion wahrnehmen können. Diese eigene Realität ist unabhängig von den äusseren Umständen und auch der tatsächlichen Realität. Diese kann es für uns nicht geben, da wir immer nur eine Interpretation des Wahrgenommen erfassen und erleben können.

Freude, Spaß, Glück und Liebe sowie tiefer Friede und Zufriedenheit sowie ekstatische Göttlichkeit liegen in uns. Das alles liegt in unserem Inneren. Hier finden wir das, nach dem wir uns sehnen und nach was sich die Menschheit sehnt. Doch wir sind mit der Aussenwelt zu beschäftigt und suchen diese Schätze am falschen Ort. Insbesondere in dieser Zeit der Neuen Normalität rast der Geist von einem Thema zum Anderen in der Hoffnung, dass sich alles wieder zum Guten wendet, dass alles wieder zur tatsächlichen Normalität wird.

Die Weisen und Heiligen lehren uns, dass unser Geist uns plagt, weil wir ein falsches Verständnis von uns selbst haben. Wir halten uns für ohnmächtige, schwache, unbedeutende und unsichere Menschen. Wir wurden so erzogen um in ein System wie das unsere zu passen und zu funktionieren. So wie wir uns betrachten, sehen wir auch andere Menschen.

Im Grunde sind wir alle das göttliche Licht, wir sind das große, wahre Selbst – schön, stark, omnipotent und voller Fähigkeiten die Welt zu ändern. In uns wirkt das vollkommene Bewusstsein, das voller Kraft und göttlicher Schönheit ist. Es ist diese göttliche Schönheit und das Licht dieses Bewusstseins, das uns Liebe empfinden lässt, das unserem Leben Sinn und Schönheit verleiht. Wir alle sind ein Teilaspekt der gesamten Schöpfung in unterschiedlichen Formen und Strukturen. Alles was wir uns ausdenken können und vorstellen können taucht aus unserem schöpferischen, göttlichen Inneren auf, das ist unsere wahre Natur. Wir sind ein Spiegelbild des Schöpfers und deshalb das Salz der Erde. Mit einer Neuen Normalität, in der jeder Mensch als SALZ DER ERDE gesehen wird, mit dieser wäre ich einhundertprozentig einverstanden.

Annette Mueller