28 Apr 4 Kommentare Annette Mueller Allgemein

CORONA CHRONICLES 6 – Namaské!

Heute ist der 27. April 2020. Es ist Montag und der erste Tag an dem man nur mit Maskenpflicht Einkäufe tätigen kann.

Seit vielen, vielen Jahre trage ich eine Maske während der Arbeit. In der Ausbildung bestehe ich auch darauf, dass ein jeder eine Maske trägt, wenn er mit dem Menschen arbeitet den er heilt. Das ist für mich allein schon ein Gebot der Höflichkeit. Wir sitzen oft sehr nahe am Kopf und wenn wir dann eine Atemtechnik anwenden kann es sein, dass wir Mundgeruch haben und unserem Klienten auf der Liege vor uns ins Gesicht pusten oder vielleicht sogar aus versehen spucken. Auch wenn wir Gruppenheilsitzungen machen ist es gut, sich selbst und andere vor so etwas Unangenehmen zu bewahren. Dabei geht es auch um die Hygiene, aber nicht in erster Linie.

Deshalb bin ich das gewöhnt und es macht mir nichts aus, eine Maske auf zu setzen. Auch bei meinen vielen Reisen sind mir die Masken nicht unbekannt. Viele Asiaten sieht man mit Masken und auch Touristen, die sich vor der Pollution schützen sind ein für mich gewohntes Bild. Dennoch war der Einkauf heute Nachmittag sehr befremdlich. Es hat etwas Bedrohliches, Hoffnungsloses und auch etwas Devotes so viele Menschen mit verhülltem Gesicht zu sehen.

Ich habe meine Maske angelegt, unter das Kinn gezogen, habe den obligatorischen Einkaufswagen geholt und vor dem Eingang die Maske über Mund und Nase geschoben. Die meisten anderen, die ich gesehen habe, haben ihre Maske schon auf dem Parkplatz getragen. Eine ältere Dame war dabei ihre Einkäufe in den Kofferraum ihres Autos zu packen. Mit Maske. Sie sah aus, als würde sie gleich zusammenklappen. Kennt ihr das, wenn jemand schlecht sieht und etwas lesen will, da merkt man an der Körpersprache, dass er eine Brille braucht. Das hat etwas ganz Typisches an sich. So ist das auch bei der Maske, da verändert sich das Gesichtsfeld und auch das Gangbild.

Alles in allem war das kein schönes Bild und ich habe mich mit der Maske im Laden sehr unwohl gefühlt. Ich brauchte einfach mehr Luft, weil ich mich ja bewegt habe. Bei den Heilsitzungen sitze ich nur und da fühle ich mich nicht in Luftnot.

Die Menschen konnte man natürlich auch nicht lächeln sehen, kein Gesichtsausdruck, keine Mimik – aber die Körperhaltung war auch irgendwie niedergedrückt.

Bedrückt! Was denken wir über uns selbst, wenn wir mit einer Atemmaske vor dem Gesicht anderen Menschen begegnen? Was haben wir für ein Bild von uns, welches Bild bekommen wir gespiegelt?

Die Maske soll uns und andere schützen.
Die Maske ist eine Pflicht.
Die Maske ist ein Symbol der Bedrohung.
Die Maske ist ein Symbol der Unterdrückung.
Die Maske versteckt uns.
Die Maske verhindert den Austausch.
Die Maske verhindert die Kommunikation.

Nochmal, was halten wir von uns selbst, wenn wir diese Maske aufsetzten?

Ich persönlich betrachte das ganz einfach sportlich. Es ist mir egal. Die Maske ist vorübergehend zu tragen und deshalb kann ich das ganz locker sehen. Andere finden das viel schlimmer als den Hausarrest.

Wie viele Masken tragen wir in unserem Leben, wie sehr verstellen wir uns? Wer sind wir hinter unseren Masken. Und wer ist unser Gegenüber wirklich?

Die einen Menschen die wir mögen machen uns happy. Wir sind gerne mit diesen zusammen und wir fühlen uns sehr wohl mit diesen Menschen. Unser Gemüt ist in Hochstimmung, wenn wir mit diesem Menschen in Verbindung sind, es geht uns gut auch wenn wir an diesen Menschen denken. Dann verfeinden wir uns mit diesem Menschen und wir fühlen uns ärgerlich und unwohl in dessen Gegenwart. Und wenn wir an diesen Menschen denken werden wir ärgerlich oder traurig. Die beiden selben Menschen – Ich und der Andere – wir sind genau die gleichen Menschen wie zuvor und doch sind wir einmal in einer glücklichen hohen Schwingung und ein andermal in einer unglücklichen, niedergedrückten Stimmung.

Es ist ein großer Schritt wenn man erkennt, dass die Gefühle nicht „da drüben sind“ sondern dass diese Gefühle in uns sind. Sie werden zwar von da drüben ausgelöst, doch erlebt und erfahren werden sie nur in unserem Inneren.

Es macht einen riesengroßen Unterschied, ob ich dem DADRÜBEN die Macht über meine Gefühle gebe. Es liegt an mir, ob mich diese Maske unglücklich macht, ob ich sie als Unterdrückungssymbol empfinde und ich mich beugen und fügen muss, diese aufgezwungenen Maske zum Einkaufen über Mund und Nase zu ziehen. Oder ob ich meinen Gleichmut dadurch nicht verliere und das Ganze vielleicht sogar noch als interessant empfinde, eventuell sogar leicht und und ich über so einen Unsinn lachen kann.

Wir haben die Anweisung bekommen in der Öffentlichkeit an den Orten wo sich Menschen begegnen diese Masken zu tragen. Wie wir das wahrnehmen liegt an uns. Unsere Empfindung und unser Denken darüber ist unsere eigenen Schöpfung. Wir bekommen eine Begründung für das Tragen dieser Masken, doch wie wir diese verstehen hängt nur von unserer Einstellung ab. Unsere Reaktion darauf ist entweder so oder so – wir schaffen uns unsere Welt und das, was wir uns schaffen ist unser wirkliches Gefängnis.

Sind wir soweit gereift zu begreifen, dass die Welt eine Spiegel ist und auf einer Übertragung unseres Bewusstsein beruht und unser innerer Zustand, der Schlüssel ist, dann haben wir die Möglichkeit alle aus einer breitgefächerten Perspektive zu betrachten die uns befreit.

Wir haben uns selbst erschaffen, nach dem Bild das wir von uns haben. Dieses Bild wirkt im Außen und bestimmt auch unsere Erscheinung sowie die Reaktion anderer Menschen auf uns.

Was ein jeder jetzt aktuell tun kann um diese globale Situation zu mildern ist gute Gedanken zu denken. In dieser Situation möchten die meisten Menschen einfach weglaufen, ausbrechen zurück in die Vergangenheit, zurück zu der Freiheit und zu dem leichteren Leben als es jetzt ist. Die Situation wirkt niederschmetternd auf uns, sie macht uns hilflos, ausgeliefert und Ohnmächtig. Genau jetzt ist es wichtig eine positive Schwingung zu pflegen, so regelmäßig zu pflegen, wie man eine geliebte, schön Pflanze gießt und pflegt.

Wir sollten alles Mögliche unternehmen, was uns in irgendeiner Weise Freude macht. Angenehme, positive Gedanken über sich selbst denken, das wäre am besten. Doch das fällt vielen Menschen schwer. Wenn dem so ist, dann ist es ein guter Beginn damit auf zu hören schlecht über sich selbst zu denken.

Seine Gedanken und Emotionen zu beobachten und achtsam zu sein, ist ein effektiver Weg dazu. Jedes Mal wenn wir uns dabei erwischen, dass wir uns gering schätzen, sollten wir diese Gedanken ganz bewusst beobachten und die Gefühle die damit einhergehen.

Wenn wir uns dabei ertappen, jemanden über uns zu stellen, andre Menschen bedeutsamer zu machen als wir selbst es sind, sollten wir uns auch ganz bewusst damit auseinander setzen und unsere Gefühle beobachten. Möglicherweise täuschst wir uns in der Annahme, der andere sei bedeutender – vielleicht trägt er ja einfach nur eine Maske!

Und wenn er und du eure Masken abnehmt erkennt ihr euch selbst in einander.

Weiterführende Literatur:
Emotion und Psyche, von Annette Bokpe

 

 

 

Annette Mueller