18 Mai Ein Kommentar Angelika Hoehne Angelika H.

Man sollte niemand unterschätzen – schon gar nicht Kinder

Vor ein paar Tagen, als ich im Urlaub gewesen war, kam eine Familie mit ihren körperlich und geistig behinderten 11 Jahre alten Sohn zu mir. Ich kenne die Mutter noch von früher als wir Kinder waren, damals wohnte sie auch noch an dem Ort mit der ich auch verwurzelt bin.

Ihr Sohn kam mit diesen Behinderungen auf die Welt. Er kann nur laufen, wenn er gehalten wird, möchte aber gerne selbst laufen können. Vor der Behandlung wollte ich, dass mehrmals darauf hingewiesen wird (ich spreche die Sprache nicht), dass ich nichts versprechen kann. Die Eltern erzählten, dass sie schon bei einem Heiler mit ihrem Sohn gewesen sind.

L. setzte sich auf dem Tisch (Improvisation – aber es war gut gepolstert) und ich setzte mit leichtem Bedenken den Mundschutz auf und sagte, man soll ihm doch mitteilen, dass ich kein Arzt bin und der nur ein „Spritzschutz“ ist. (Bisher hatte ich noch keine Begegnung mit Personen, welche in dieser Form eine Behinderung haben.)

Die Heilsitzung lief dann sehr lebendig ab. Er sprang immer wieder auf, wollte nicht mehr und irgendwie doch. Lange hielt er nicht alle Handpositionen aus und musste immer wieder zwischen durch etwas trinken, unteranderem weil es warm war. Ich versicherte mich in der Zeit immer auf’s Neue, dass er auch wirklich selbst die Behandlung möchte. Zu zweit hielt ihn sein Vater immer sanft fest, denn angeblich sind dass hochgerissene und hubbelig sein seine Reaktionen (man hat auch nicht dagegen gesteuert wenn er sich hoch riss). Während der Behandlung merkte ich etwas, was blockiert, ich war mir aber nicht sicher, ob das nur mein Empfinden ist oder ob das evtl. von diesem lieben Jungen aus ging. Die Blockade bezog sich auf seine Mutter, so mein Bauchgefühl oder war es der Mundschutz den ich auf hatte? Nun nach ca. 15 Minuten trug ich diesen nicht mehr. L. riss ihn mir ab und schmiss ihn hinfort. Kurz danach hatte ich einen plötzlich einen Knutscher im Gesicht. Danach war aber noch immer etwas da was mich weiterhin an die Mutter denken hat lassen. Ich hatte gehofft, dass sieh hinaus geht- dies erfolgte dann auch fast zum Ende der Heilsitzung, da L’s kleiner Bruder zum quengeln anfing. So zog die Mutter mit dem kleinen Bruder ab…und L.? Der wurde dann ruhiger. Später am Abend erfuhr ich, dass sie ihm wohl immer sagt (laut Aussage ihrer eigenen Mutter – ob das stimmt weiß ich nicht), er wird nie laufen können. L. selbst meinte bei der Behandlung, als er immer wieder gefragt wurde ob er noch behandelt werden möchte, dass er laufen will….es aber nie können wird.

Ich bin und wahr nie ein Fan davon, dass viele dazu neigen andere zu unterschätzen. So wurde auch Leon unterschätz, denn man sagte er versteht vieles nicht. Von wegen!
Neben seinen starken Reaktionen, dem aufspringen, meine Hände packen, mich an den Haaren ziehen und dem vielen trinken wusste er genau was er will.
Ich war davon überzeugt dass er versteht was man ihm erzählt und bestand auf die Übersetzung.  Als ich dann zum Schluss an seine Beine bin, wollte ich dass er mitbestimmt, welches Bein zuerst behandelt wird – mich zog es zuerst zum linken Bein. Und was welches Bein wollte Leon zuerst? Genau das Linke.

Beim Abschluss bat ich ihn dann zweimal, dass er bis 10 zählen soll – und was war? Genau beide male waren wir gleichzeitig fertig.

L’s Großmutter und zwei Tage später dann auch seine Eltern haben erzählt, dass er jetzt ruhiger ist und besser schlafen kann. L. habe ich dann am selben Tag gesehen, er möchte nochmal behandelt werden und hat gezielt meine „Übersetzerin“ danach gefragt wann er wieder „so eine Behandlung“ macht. Ausserdem macht er einen glücklicheren Eindruck und seine Mutter strahlte. Wir haben ihn (also ich und meine „Übersetzerin“) zusammen einmal um das Haus herum geführt, weil er zeigen wollte wie er gehen kann. L. strahlte sehr und hielt auch den langen Weg durch.

Danke L., dass du bei mir gewesen bist und ich die Erfahrung mit dir sammeln durfte, du bist ein tolles, faszinierendes Kind welches aus vollem Herzen strahlt und einen dazu mitreisst.

 

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(Anbei noch ein Foto von L. auch wenn er auf dem Vorher/Nachher Bild Schuhe an hat und nicht gleich gehalten wird wollte ich es mit zu dem Blogeintrag anfügen, denn es strahlt für mich persönlich viel aus – er hat es mir auch erlaubt 🙂

Angelika Hoehne
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