22 Mai 2 Kommentare Annette Mueller Annette Müller, Corona Chronicles

Corona Chronicles – 9

EGO

Wir sollten vorsichtig sein und nicht alles glauben, was wir hören oder sehen. Insbesondere sollten wir auch unseren eigenen Gedanken und Interpretationen keinen blinden Glauben schenken. Wir haben tausend Möglichkeiten diese Situation, in der wir uns global befinden, zu interpretieren. Und wir können nicht davon ausgehen, dass wir mit der Beurteilung dessen, was um uns herum geschieht, recht haben. Wir werden überschwemmt mit Meinungen, Beurteilungen und Interpretationen. Meistens sind diese negativ. Wenn sie einmal positiv sein sollten, so empfinde ich diese Interpretation meistens als sehr naiv und unangebracht und sogar Leid verhöhnend.

Der Österreichische Bundeskanzler rechtfertigte den strikten Lockdown, der den Zusammenbruch des gesellschaftlichen Lebens und die Wirtschaftskrise zufolge hatte, mit den Angst machenden Worten: „Jeder wird bald mindestens eine Person kennen, die der Krankheit zum Opfer gefallen sein wird!“ Dem war aber nicht so. Hätte er gesagt: >Jeder wird bald mindestens eine Person kennen, die alles verloren hat und verarmt ist< dann hätte er recht gehabt. Überall, in allen Ländern konnte man gleich lautende Unkenrufe und Hiobsbotschaften hören, was die Krankheit und der Todesfälle betrifft; keine dieser hat sich bewahrheitet.

Es wurde uns sehr viel Schlechtes erzählt. Und diese schlechten Worte wirken. Viele spüren nun eine ganz große Abneigung den Regierenden gegenüber und vermuten sogar ominöse, unbekannte Drahtziehern hinter den Machthabern. Wir sind auf eine sehr negative Weise beeinflusst worden. Angstmacherei führt immer zu negativen Konsequenzen und unguten Ergebnissen. Diese schlechten Einflüsse treffen oft auf alte Wunden in uns und wir müssen uns mit dem herumschlagen, was das in uns auslöst. Angst, Sorge, Unsicherheit, Verwirrung, Verlorenheit, Ohnmacht, Wut und vieles mehr. Wir fühlen uns einfach schlecht und krank. Ich möchte an dieser Stelle auch gar nicht auf das unaussprechliche Leid eingehen, das verursacht wurde und dem wir in Zukunft entweder selbst anheim fallen werden oder mit dem wir in unserem engeren oder ferneren Bekanntenkreis konfrontiert werden. Sondern ich wende mich hier an Leser, die ein solches tief gehendes Thema primär interessiert um Dinge zu hinterfragen.

Selbst wenn wir nicht direkt betroffen sein werden, was ein ganz große Glück bedeutet, dann werden wir doch mit vielen Problemen und negativen Seinszuständen anderer Menschen zu tun haben. Wir werden womöglich Anrufe von Freunden erhalten und Menschen treffen, die ihr Herz bei uns ausschütten und uns ihre Sorgen und angstvollen Gedanken mitteilen werden. Es wird in Zukunft von uns verlangt werden, in einer Welt voller Angst, Not und Sorgen, positiv zu sein und zu bleiben. Wenn wir mit Problemen und Not bombardiert werden, wie schaffen wir es dann uns oben zu halten, uns abzuschirmen und den anderen ein Licht zu sein, welches ihre Not erhellt? Wie können wir ihnen eine Leuchte in der tiefen Nacht der Seele sein? Ganz oft mögen wir dann mit unserer eigenen Schwäche konfrontiert werden und mit unserem Mitleid. Es wird uns schlecht gehen und wir schreiben uns das womöglich selbst eine Schuld zu. Doch wir müssen wissen, dass es dann nicht an uns liegt, sondern am negativen Einfluss, dem wir zwangsläufig ausgesetzt sind und dem wir uns auch nicht entziehen können. Es sei denn wir nehmen uns raus und schotten uns aus Selbstschutz ab. Aber auch das ist keine wirkliche Lösung sondern nur eine Reaktion und keine freiwillige Aktion!

Es wäre gut konsequent zu üben, selbst zu einer positiven Energiequelle zu werden. Wir sollten üben, unser Licht und unsere Flamme zu nähren und ihr so viel Stoff zu geben, dass sie groß und hell brennt und uns selbst sowie andere wärmt. Wir sollten uns dahingehend trainieren, durch Worte und Taten einen guten Einfluss auf andere zu haben, immer aufbauend zu wirken, am besten allein schon durch unsere Gegenwart. Fest verankert in unserem Inneren können wir dann für diese äußeren Einflüsse unempfänglich werden, ohne dabei gefühlskalt zu sein. Trotz gesunder Empathie werden wir dann nicht aus der Bahn geworfen.

Wir sollten uns nun darauf vorbereiten, anderen wirklich zuhören zu können, ohne davon beeinträchtigt zu werden, ohne im Mitleid zu versinken. Dazu können wir zum Beispiel Gewaltfreie Kommunikation erlernen oder die Methode SKYourself, bei der wir durch eine überlieferte Methode Ängste und emotionale Blockaden bei unserem Gesprächspartner während des Gesprächs unbemerkt auflösen können und uns selbst auch vor einen Herunterziehen bewahren können. Dadurch können wir friedlich und angemessen mit anderen Menschen umgehen während wir ganz bei ihnen sind und sie ernst nehmen.

Solche Dinge müssen unbedingt geübt werden, nur darüber zu lesen und sich intellektuell zu sagen, „Ja, das weiß ich, ich habe davon gehört, ja das stimmt usw.“ bringt gar nichts. Ohne Festigung kann und die geringste Herausforderung schon überfordern und wir verlieren unsere Kontenance. Bewusste Übung ist für alles notwendig und unerlässlich.

Wie wir wissen wurden wir schon seit unserer Geburt programmiert und geformt. Unsere Vergangenheit und alle Erlebnisse haben bleibende Eindrücke in unserem Unterbewusstsein hinterlassen. Es befinden sich dort Spuren und Narben, Gutes und Belastendes. Diese Eindrücke werden in den yogischen Schriften als SAMSKARAS bezeichnet. Es sind die Muster und Schablonen, die in unserem Geist als Eindruck weilen und nach denen alles, diesen Mustern entsprechend geformt, nach Außen ausgedrückt wird. Das Unterbewusstsein glaubt ALLES, auch das was sich später als falsch herausstellen wird. Auch falsche Information ist als Ein-Gravur abgespeichert. Das ist auch der Grund, warum es viel schwerer bis unmöglich ist, etwas zu verlernen, und warum etwas Neues zu erlernen viel leichter ist. Wir können unsere Meinung noch so oft über etwas ändern, der erste Eindruck bleibt dadurch unberührt und gleich.

Yoga ist einer der Wege um sich von diesen Samskaras, die uns als ungewollte Muster sehr oft quälen, zu befreien. Doch das soll ein andermal betrachtet werden.

Hier beschäftigen wir uns wieder mit dem Geist, dem großen, reinen, unendlichen und omnipotenten Geist, der alles erschaffen hat, der alles auflöst und alles wieder neu erschafft. Um diese Phänomen des Geistes zu begreifen teilen wir diesen intellektuell in verschiedenen kleine Teile ein, die wir leichter erfassen können.

Unser bewusster Geist, der Verstand, ist gekoppelt mit dem Körper, dem Gehirn und den Sinnen. Dieser Geist ist unser Tor, die Verbindung zur Außenwelt und der Gesellschaft. Mit diesem Geist denken wir aktiv. Hier formulieren wir die Worte, die im nächsten Schritt zu Sprache oder zu einem anderen Ausdruck werden können. Hier erfahren wir die Unterscheidung, die wir unseren freien Willen nennen. Hier entscheiden wir, wie wir auf eine Situation reagieren und wie wir über das, was in der Außenwelt geschieht denken, darüber haben wir die Entscheidungsgewalt.

Auf das Unterbewusstsein haben wir keinen Einfluss, dort existiert so etwas wie freier Wille nicht. Das was durch den bewussten Geist dort hinein kommen konnte, was durch den bewussten Geit hineingeschleust wurde, nur das ist dort. Was immer sich dort befindet wurde hineingebracht, verstaut und abgelegt, für immer. Noch Jahre später kann uns etwas, das dort abgelegt wurde, verfolgen und nachwirken. Hier lagert unsere gesamte Vergangenheit und noch viel mehr. Auch aus vergangenen Leben können uns Muster verfolgen und im Hier und Jetzt aufbrechen. Doch dazu mehr an einer anderen Stelle.

Das Unterbewusstsein mit seinen Eindrücken bestimmt wie wir das Außen wahrnehmen. Auf diesen Eindrücken basiert auch das was uns begegnet, weil das Unterbewusstsein bestimmt, welche Entscheidungen wir treffen. Alle Neigungen, Abneigungen, Wünsche und Träume steigen aus diesem Speicher auf. Alles was wir ausdrücken, unsere Körperhaltung, die Sprache und Gestik, alles wird bestimmt durch das, was sich dort angesammelt hat.

Dieses alles Bestimmende, das sich durch uns ausdrückt wird das EGO genannt. Das ganze Sammelsurium, das unsere Persönlichkeit auf der linearen Zeitschiene bestimmt, ist diese EGO. Damit ist das EGO das Gegenteil des reinen Geistes. Dieses EGO enthält auch das gesamte KARMA. Ich beschränke mich hier auf eine sehr einfache, reduzierte Erklärung des Wortes KARMA. In diesem Fall verstehen wir es am besten wenn wir es mit der Wirkung einer Handlung übersetzen. Das Karma besteht aus den Samskaras, die Eindrücke sind, die um Unterbewusstsein lagern. Wir sehen, dass diese Eindrücke unsere Entscheidungen beeinflussen und diese führen zu Handlungen die wiederum zu bestimmten Wirkungen führen. Wir können also auf diese Weise ganz einfach erklären, dass alles was uns geschieht, uns aufgrund unseres Karmas geschieht. Und dieses Karma – ernten was gesät wurde – bedingt auch wieder einen Kreislauf sich wiederholender Muster.

Der reine Geist – also das Gegenteil des Ego – ist spürbar in Form der inneren Stimme, der Ahnung, der Intuition. Das ist aber mit ganz großer Vorsicht zu betrachten, denn das was in unserem Bewusstsein ankommt und dort wahrgenommen wird, ist immer gefärbt von unseren Gravuren. Deshalb bedarf das Hören, bzw. das Wahrnehmen dieses reinen Geistes Übung. Sich durch Übung, und nochmals Übung auf diesen reinen Geist auszurichten ist ein Weg der Befreiung hin zu einem klaren, unterscheidenden Verstand, der hervorragend gegen Manipulation gewappnet ist. Je klarer und eindeutiger der Geist und der Verstand, um so eher sind Machenschaften, Manipulationen und Beeinflussungen zu durchschauen. Je gefestigter man in dieser inneren Kraft ruht, je mehr man bei sich Selbst ist, um so weniger wird man auf Irreführungen hereinfallen, weil man besonnen aus einer gesunden Distanz heraus Dinge betrachten, analysieren und beurteilen kann.

Der reine Geist ist verschmolzen mit dem universellen Bewusstsein. Wir sind verschmolzen mit dem universellen Bewusstsein. Wir sind überall, gleichzeitig und zu allen Zeiten. Es hapert am bewussten Wahrnehmen, am Sein dessen. Es ist ein großes Rätsel und Jahrhunderte altes Phänomen, dass wir diesen Fakt einerseits erahnen, spüren und unsere Göttlichkeit für richtig halten, und uns dennoch völlig in der unvollkommenen Menschlichkeit verlieren.

Etwas, auf das wir als Menschheit insgesamt vertrauen können, ist die unumstößliche Tatsache, dass sich die Menschheit im Laufe der Entwicklung, aus düsteren Zeiten heraus immer weiter erhoben hat. Deshalb ist dieses Wachstum in die Höhe und ins so genannte Licht nicht aufzuhalten. Wir können diese aktuelle Situation, die wir auch als Druck wahrnehmen, als Zwang betrachten, der uns in einen weiteren Entwicklungsschritt drängt; der weg führt vom Ego hin zum reinen Geist.

Annette Mueller